Bilder im Gehirn

 

 

Zyklusvorlesung "Sinnesphysiologie - vom Ionenkanal zum Verhalten"

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Sehen: Bilder im Gehirn
I. Die Sehbahn
II. Bildverarbeitung in der sekundären Sehrinde


Themen:

Das Gehirn interpretiert die Umwelt
 
cawall.jpg Ein Vergleich des visuellen Systems mit der Funktionsweise einer Kamera ist irreführend, denn Sehen ist weit mehr als die bloße Abbildung von Lichtmustern auf einem Film. Wenn man bedenkt, daß die optische Information, die das Auge erreicht, nur ein winziges, auf dem Kopf stehendes, Abbild der Umgebung ist, wird klar, daß das visuelle System im Gehirn umfangreiche Informationsverarbeitung leisten muß, um die komplexe, dynamische Wahrnehmung der Umwelt zu ermöglichen, die für uns selbstverständlich ist.
 
Zu dieser Verarbeitungsleistung gehört auch, daß das Gehirn eine Vielzahl von Annahmen über die Umwelt macht, zB über Perspektive ("Wenn sich etwas entfernt, wird nicht das Objekt kleiner, sondern nur sein Bild") oder über Entstehung einer Gestalt aus einzelnen optischen Details ("Das Zeichen ):-) stellt ein Gesicht dar"). Solche Annahmen führen das visuelle System manchmal in die Irre - und nur daran können wir eindrucksvoll erkennen, daß die Wahrnehmung von Bildern komplizierte Verarbeitungsschritte beinhaltet. In dem Bild oben zB verleitet die Annahme über das Aussehen eines Schachbrettmusters das Gehirn zur Fehlinterpretation über den Verlauf der waagerechten Linien: sie werden als krumm wahrgenommen.
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Im Bild rechts interpretiert das Gehirn die Größe der mittleren Kreise in Relation zu den umgebenden Kreisen. Aus dieser Abschätzung entsteht eine falsche Wahrnehmung: die mittleren Kreise werden unterschiedlich groß gesehen.

 
Eine hervorragend sortierte und kommentierte Sammlung visueller Phänomene und optischer Täuschungen hat Michael Bach, Freiburg zusammengestellt.