Richtungshören

 

 

Zyklusvorlesung "Sinnesphysiologie - vom Ionenkanal zum Verhalten"

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Hören
I. Schallanalyse im Innenohr
II. Zentrale Verarbeitung akustischer Signale


Themen:

Obere Olive: Richtungshören
 
richt1.jpg Die Position einer Schallquelle relativ zum Kopf kann geortet werden, weil ein von der Seite kommendes akustisches Signal immer ein Ohr vor dem anderen erreicht. Aus dem Unterschied in der Laufzeit des Schalls kann die Richtung zur Schallquelle erstaunlich präzise abgeleitet werden.
 
Das Prinzip der Schallortung ist rechts gezeigt: Von den beiden Innenohren laufen gleich lange Axone in die ober Olive (rot, grün). Dort sind sie mit Neuronen verschaltet, die immer nur dann aktiviert werden, wenn sie von beiden Axonen gleichzeitig synaptischen Input bekommen - wenn also die vom linken und vom rechten Innenohr kommenden Aktionspotentiale genau gleichzeitig ankommen. Solche Neurone nennt man Koinzidenz-Detektoren (blau). Wenn die die Schallquelle gerade vor dem Kopf liegt, kommen beide APs gleichzeitig in der Olive an und aktivieren ein Neuron in der Mitte des Netzwerks.
richt2.jpg Bei einer rechts-liegenden Schallquelle kommt das AP vom rechten Ohr zuerst in der Olive an, denn der Schall trifft zuerst auf das rechte Ohr. Dabei treten Laufzeitunterschiede im Bereich 0.1 - 0.7 ms auf. Das Zusammentreffen der beiden Axone findet dann nicht in der Mitte des Netzwerks statt sondern and einem weiter links liegenden Koinzidenz-Detektor.
richt3.jpg Bei links-liegender Schallquelle hat das AP vom linke Ohr Vorsprung, und ein Neuron im rechten Teil des Netzwerks wird erregt.
 
Durch diese einfache Verschaltung gewinnt das Gehirn Information zusätzlich zur Frequenzinformation aus der Cochlea. Die Lage eines aktivierten Koinzidenzdetektors innerhalb des Netzwerks gibt direkt die Richtung zur Schallquelle an.