Sehbahn

 

 

Grundvorlesung Tierphysiologie SS 2004

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ZNS
Eingänge und Ausgänge des zentralen Nervensystems


Themen:

Die Sehbahn: ein kurzer Weg zum Bewußtsein
 
sehbahn.jpg Die visuellen Signale werden - ähnlich wie die somatosensorischen - über den Thalamus dem Bereich des Cortex zugeführt, der für die bewußte Wahrnemung optischer Information zuständig ist: der primäre visuelle Cortex (Sehrinde).
 
Der Sehnerv wird von den Axonen der Ganglienzellen aus der Netzhaut gebildet. Die Axone verlassen im blinden Fleck die Netzhaut, ziehen bis zum Thalamus und bilden in der "Kniehöcker"-region des Thalamus (dem Corpus geniculatum laterale) ihre Symapsen.
 
Schon beim Durchgang durch den Thalamus werden die Fasern des Sehnervs entsprechend ihrer Ursprungsregion in der Netzhaut geordnet. Durch diese Sortierung ergibt sich eine Abbildung des Netzhautbildes im visuellen Cortex - eine retinotope Organisation (siehe unten).
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Retinotope Organisation der Sehrinde: Axone von Ganglienzellen, die auf der jeweils rechten Seite der beiden Augen liegen, verlaufen zusammen zum rechten Thalamus. Dazu müssen die Fasern des linkes Auges die Gehirnhälften von links nach rechts wechseln. Sie tun das am Chiasma opticum. Im rechten Thalamus werden die Axone nach der Lage ihrer Zellkörper (Ganglienzellen) in der Retina sortiert: rechts bleibt rechts, und links bleibt links.
 
Beim Eintreffen in die Sehrinde wird die Projektion der nachgeschalteten Neurone um 90o gedreht. Dadurch wird die rechts-nach-links-Orientierung des Netzhautbildes zu einer unten-nach-oben-Orientierung in der Sehrinde.
 
Ähnlich wie bei der überproportionalen Abbildung sehr empfindlicher Körperareale auf dem somatosensorischen Cortex, gibt auch die retinotope Organsiation der Sehrinde keineswegs die Flächenverhältnisse auf der Netzhaut wieder. Der Bereich des schärfsten Sehens, die Fovea centralis bildet nur einen kleinen Teil der Netzhaut, beansprucht aber einen großen Teil der Sehrinde.
 

 
Aus: Müller, W.A. (1998)
Tier- und Humanphysiologie
Springer Verlag, Berlin