Riechbahn

 

 

Grundvorlesung Tierphysiologie SS 2004

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ZNS
Eingänge und Ausgänge des zentralen Nervensystems


Themen:

Die Riechbahn: sensorische Signale auf Abwegen
 
riechbahn.jpg Die Axone der Riechzellen gelangen zum Riechkolben (Bulbus olfactorius) und werden dort auf weiterführende Neurone (Mitralzellen) verschaltet. Die Riechinformation erreicht vom Riechkolben aus den Thalamus und von dort den orbifrontalen Cortex, wo die bewußte Wahrnehmung von Duftsignalen verarbeitet wird.
 
Parallel zur Projektion in Richtung Cortex gelangt die Geruchsinformation aber in Strukturen des Limbischen Systems, wo vor allem Verbindugen zu Hippocampus, Amygdala und Hypothalamus hergestellt werden. Das Limbische System spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Emotion und Motivation. Insbesondere sind der Hippocampus an der Gedächtnisbildung, die Amygdala an der Entstehung von Angst und Agression und der Hypothalamus an der neuronalen Regulation des Hormonhaushaltes beteiligt. Da alle drei Strukturen vom Riechsystem innerviert werden, sind Zusammenhänge von Geruch und Gedächtnis, von Geruch und Stimmung sowie von Geruch und Sozialverhalten verständlich.
 
Am Riechsystem sieht man somit besonders gut, dass die Sinnesorgane nicht auf größtmögliche Objektivität ausgelegt sind. Offensichtlich war bei der Evolution der Sinnesorgane nicht die oberste Priorität, ein "wahres" Abbild der Umgebung zu erfassen. Das Riechsystem liefert keine exakte chemische Analyse eines Duftstoffgemisches. Vielmehr kam es darauf an, lebenswichtige Details zu erkennen und unmittelbar in Verhaltensmuster umzusetzen. Beispiel: Ekelgefühle beim Geruch von Aas und Appetit beim Geruch wertvoller Nahrung.