Leistungsvergleich: Komplexauge und Linsenauge


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Räumliches Auflösungsvermögen
Sehschärfenwinkel bei Linsen- und Komplexaugen

Rezeptordichte und -durchmesser

Augengröße


Das räumliche Auflösungsvermögen (Sehschärfe) eines Auges ist die Fähigkeit, zwei nah nebeneinander liegende Punkte als getrennt wahrzunehmen. Der minimale Abstand d zwischen zwei separat gesehenen Punkten hängt ab von der Entfernung E. Deshalb wird die räumliche Auflösung durch den Sehschärfenwinkel a angegeben, der seinerseits durch d und E bestimmt wird.
 
Die Sehschärfe hängt aber auch davon ab, wie fein das Mosaik der Photorezeptoren in der Netzhaut ist.
Siehe: Rezeptordichte und-durchmesser
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Zum Vergleich sind hier die Sehschärfenwinkel (in Winkelminuten) für einige Tiere angegeben:
 
Linsenaugen
  • Wanderfalke: 0.4'
  • Mensch (Fovea): 0.4-1'
  • Katze: 5'
  • Frosch: 7'
  • Elefant: 10.3'
  • Ratte: 40'
Komplexaugen
  • Honigbiene: 60'
  • Einsiedlerkrebs: 270'
  • Taufliege: 540'
  • Garnele: 780'

 
Komplexaugen haben also eine deutlich geringere räumliche Auflösung als Linsenaugen. Das liegt vor allem daran, daß bei Komplexaugen eine hohe räumliche Auflösung nur bei enormer Augengröße erreicht werden könnte - eine Bedingung, die für die meist kleinen Arthropoden nicht zu realisieren ist.

 
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Wie sieht die Welt für Tiere mit geringer Sehschärfe aus?
 
In dieser Abbildung wurde das gleiche Bild mit unterschiedlicher Punktdichte reproduziert, um die Sehschärfe von Mensch, Fleischfliege (Calliphora), Stubenfliege (Musca) und Taufliege (Drosophila) zu vergleichen. Es wird deutlich, daß große Strukturen (Horizont, Gebäude, Bäume) auch mit geringer Sehschärfe auszumachen sind. Kleine Strukturen (der Wetterhahn auf der Kirche ist rechts neben jedem Bild dargestellt) oder entfernte Objekte können nicht identifiziert werden. Für den kurzen Aktionsradius der Fliegen ist die geringe räumliche Auflösung aber ausreichend.
 
Aus: Kuno Kirschfeld (1984) Linsen- und Komplexaugen: Grenzen ihrer Leistung.
Naturwissenschaftliche Rundschau, 9:352-362.

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