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Schmerzen Übersicht

Schmerzen, die von einem kariösen Zahn oder auch von einem Kräftigen Tritt gegen das Schienenbein herrühren werden von uns oft als lästig und überflüssig empfunden In diesen Situationen wird dem ein oder anderen sicherlich schon der Wunsch, daß störende Schmerzen für immer aus dem Leben verschwinden. Stellt man sich aber nun eine Situation vor, in der man selbst schmerzunempfindlich, fröhlich, plaudernd seine Hand auf die heiße Herdplatte stützt, wird die Bedeutung des Schmerzes, als Warnsignal für ein normales Leben unabdingbar, schnell deutlich schnell deutlich...

Autor: Michael Ottilie

  Definitionsansatz

 

 


Bevor wir uns den physiologischen Details der Schmerzrezeptoren oder der Schmerzbekämpfung zuwenden, wird es nötig zu klären, was überhaupt unter Schmerzen zu verstehen ist. Allein schon aus der Alltagserfahrung weiß man, daß Schmerzen ganz unterschiedlich sein können. Diese Tatsache macht einen differenzierten Apparat aus Begriffen nötig, der uns bei Beschreibung und Analyse in der komplexen Welt der Schmerzphänomene hilfreich zur Seite steht.

„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes - und Gefühlserlebnis, das mit einer aktuellen oder potentiellen Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen beschrieben wird."

Anhand dieser knappen Definition von Schmerz (übersetzt aus PAIN 6, 248-252, 1979) werden folgende Aspekte deutlich:

  1. Schmerz ist eine Sinnesempfindung, die von einem unlustbetonten Gefühlserlebnis begleitet wird
  2. Schmerzen treten auf, wenn Körpergewebe so stark gereizt wird, das eine Schädigung droht oder auftritt
  3. Schmerzen können so erlebt werden, als ob eine Gewebeschädigung droht oder eintritt, auch wenn keine reale Schädigung zu Grunde liegt.

Dazu muß einschränkend gesagt werden, daß nicht alle Organschäden durch Schmerzen angezeigt werden, so das bösartige Tumore oft lange Zeit nicht erkannt werden.

 

top Sinnesqualitäten

 

 


Die Qualitäten der Sinnesmodalität Schmerz werden vom Prinzip her nach dem Ort ihrer Entstehung unterschieden:

 

 

  1. Qualität: Somatischer Schmerz (Körperschmerz): beim somatischen Schmerz lassen sich noochmal zei Subqualitäten unterscheiden:

    1. Oberflächenschmerz: Nach Reizung beispielsweise mit einer Nadel, von der Haut kommender 1. Schmerz, der „heller", gut lokalisierbarer, nach Beendigung des Reizes schnell abklingender Schmerz, auf den nach einer Zeit von 0,5-1s ein 2. Schmerz folgt, der schwer lokalisierbar, eher dumpf und brennend ist und langsam abklingt.

    2. Tiefenschmerz: von Muskeln, Knochen, Gelenken oder Bindegewebe kommender dumpfer Schmerz, der schlecht lokalisierbar ist und in die Umgebung ausstrahlt.

  2. Qualität: Viszeraler Schmerz (Eingeweideschmerz): Der viszerale Schmerz rührt, bei starker Dehnung oder Spasmen in Eingeweiden und Hohlorganen (Gallenblase, Nierenbecken) her.

 

top Akuter und chronischer Schmerz

 

 


An der Schmerzempfindung beteiligte Komponenten: Die Schmerzempfindung ist ein sehr komplexes Ereignis, zu dem verschiedene Komponenten, im Regelfall zusammen, aber gegebenenfalls einzeln beitragen.

  1. Sensorische Komponente:
    • Abbildung von Ort, Intensität, Beginn und Ende des noxischen ( gewebebedrohenden ) Reizes
    • Unterscheidung von noxischen und nichtnoxischen Reizes
    • Meßfunktion des Schmerzes

  2. affektive Komponente (emotionale Komponente):
    • Sinnesempfindungen, die vom Ohr oder Auge kommen, rufen lust oder unlustbetonte Gefühle hervor
    • Schmerz löst fast immer unlustbetonte Gefühle hervor

  3. vegetative Komponente (autonome Komponente):
    • schmerzhafte Reize werden vom vegetativen (autonomen) Nervensystem reflexartig verarbeitet
    • beim Eintauchen der Hand in heißes Wasser, erweitern sich die Blutgefäße in der Haut, der Blutdruck steigt, die Herzfrequenz nimmt zu und der
    • Durchmesser der Pupillen nimmt zu
    • vegetative Komponente ist bei viszeralen Schmerzen besonders ausgeprägt und äußert sich beispielsweise bei einer Gallenkolik als Übelkeit und Erbrechen

  4. motorische Komponente:
    • die motorische Komponente kennt man als Flucht
    • oder Schutzreflex, wie etwa das schnelle Zurückziehen der Hand von der heißen Herdplatte
    • läuft automatisch ab, bevor Schmerz ins Bewußtsein gelangt
    • bei viszeralen Schmerzen äußert sich die motorische Komponente als Muskelverspannung

  5. kognitive Komponente (Schmerzbewertung):
    • aktuelle Schmerzen werden mit im Kurz
    • und Langzeitgedächtnis gespeicherten Schmerzerfahrungen verglichen und danach bewertet
    • ->individuell sehr unterschiedliche Schmerzbewertung

  6. psychomotorische Komponente(Schmerzäußerung)
    • -Mimik, Gesten, Wehklagen, Wunsch nach Medikamenten
      Iin die Schmerzbewertung und in die Schmerzäußerung gehen folgende Komponenten mit ein:
      • aktuelle soziale Situation
      • familiäres Herkomme
      • Erziehung
      • ethnische Herkunft
      • Situation, in der man einem gewebeschädigendem Reiz ausgesetzt wird

Hinweisen aus Tierexperimenten zur folge, muß die normale Reaktion auf schmerzhafte Reize erlernt werden und gehört zum großen Teil nicht zum angeborenen Verhaltensrepertoire.

Allgemeine Unterschiede zwischen akutem und chronischem Schmerz
Akuter Schmerz (Symptom einer Krankheit) Chronischer Schmerz (Eigenständige Krankheit)
  • Verlauf Tage bis 1 Woche
  • Eindeutige Ursache
  • Warnfunktion
  • Behandlung der Ursache
  • Verlauf länger als 1/2 Jahr
  • Verschiedene Ursachen
  • Keine Warnfunktion
  • Behandlung der Symptome

Beispiele:

  • Verletzung
  • Kolik
  • Infarktschmerz
  • Postoperativer Schmerz

Beispiele:

  • Stumpf-/Phantomschmerz
  • Neuralgie
  • Kopfschmerzen
  • Kreuzschmerzen
  • Seelisch bedingter Schmerz
Quelle: Ernst, A. (1998), Anatomie, Pathologie und Physiologie des Schmerzes, erschienen in: Grundlagen der Schmerztherapie, Hrsg.: Flöter, T. , Medizin & Wissen

 

top Schmerzmessung (Algesymetrie)

 

 


In Experimenten können Schmerzschwelle, Schmerzintensität, Schmerztoleranzschwelle und Verlauf der Schmerzadaptation gemessen werden. Man unterscheidet subjektive und objektive Methoden, wobei bei objektiven Verfahren Variablen, wie Pupillendurchmesser oder evozierte Hirnrindenpotentiale, von einem Beobachter gemessen werden.

Ergebnisse aus der Subjektiven Algesysmetrie, wie in der Abbildung zu sehen, weisen für den Hitzeschmerz auf mangelnde Schmerzadaptation hin. Im Gegenteil, findet sogar eine gewisse Sensibilisierung der Nozizeptoren statt.