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Schmerztherapie

Hiermit ist vor allem die Behandlung chronischer Schmerzen gemeint

  • Einfluß chronischer Schmerzen:
    Beeinträchtigung in allen Lebensbereichen beruflich und privat körperlich und psychisch
  • Bedarfssituation:
    Es wird davon ausgegangen, daß ca. 16 - 24 % (5,12 - 7,68 Mio.) aller im Quartal behandelten Patienten an chronischen Schmerzen und ca. 1,6 - 2 % (512.000 - 640.000) an problematischen Schmerzkrankheiten leiden.
  • Der typische Schmerzpatient ist gekennzeichnet durch:
    • lange Schmerzanamnese
    • zahlreiche erfolglose Therapieversuche
    • häufige Artzwechsel
    • Medikamentenprobleme
    • evtl. Operationen
    • algogenes Psychosyndrom
    • psychosoziale Auswirkungen

Autor: Christine Jaksch

Inhaltsverzeichnis:
Therapiestufen
Periphere Analgetika
Zentrale Analgetika


  Therapiestufen

 

 


Medikamentöse Stufentherapie bei chronischen Schmerzen
    hochpotente zentral wirkende Analgetika (starke Opioide-BtmVV)
  niederpotente zentral wirkende Analgetika (schwache Opioide)  
peripher wirkende Analgetika (Nicht-Opioide) + peripher wirkende Analgetika (Nicht-Opioide) + peripher wirkende Analgetika (Nicht-Opioide)
Stufe I mäßige Schmerzen Stufe II starke Schmerzen Stufe III stärkste Schmerzen
(nach Jungck 1998)

 

top Peripher wirksame Analgetika

 

 


Bei praktisch alle peripheren Analgetika handelt es sind um Säuren; besitzen analgetische, antipyretische und antiphlogistische Eigenschaften.

  • Wirkstoffe
    • Salicylate (z.B. ASS*, Diflunisal)
    • Phenyl- und Heteroarylessigsäuren (z.B. Diclofenac, Indometacin)
    • a-Arylpropionsäuren (z.B. Ibuprofen*, Ketoprofen)
    • Pyrazolone* (z.B. Phenylbutazon)
    • Oxicame (z.B. Meoxicam, Piroxicam) nichtsaure, periphere Analgetika:
    • p-Aminophenole ( z.B. Paracetamol*)
    • Pyrazolone* (z.B. Propypeneazon, Metamizol, Phenazon) *freikäuflich
  • Wirkung am Beispiel von ASS
    • Hemmung der Cyclolxygenase druch Acetylsalicylsäure: ASS Azetyliert das Enzym wodurch zu einer Hemmung des aktiven Zentrums kommt
    • Cyclooxygenase -> Schlüsselenzym bei der Biosynthese verschiedener Entzündungs- und Schmerzmediatoren; katalysiert die Umsetzung von Arachidonsäure der Zellmembran zu Prostaglandinen, Prostazyklin und Thromboxanen

Literaturverzeichnis

 

 

Literaturverzeichnis

 

  • Nebenwirkungen der peripheren Analgetika
    • Gastrointestinale Unverträglichkeit,
    • Hautreaktionen
    • ZNS-Reaktionen; Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerz
    • Leberreaktionen
    • Blutbildveränderung
    • allergische Reaktionen
    • Natrium- und Wasserretention der Niere


top Zentral wirksame Analgetika:

 

 


  • Opiate:
    • Opium ein Extrakt des Schlafmohns (Papaver somniferum)
    • Wirkung schon ca. 4000 vor Chr. bekannt
    • bereits in der Antike eingesetzt bei: Kopfschmerzen, Gallenblasenbeschwerden usw.
    • 1806 isoliert SERTÜRNER Morphin (nach Morpheus, dem griechischen Gott der Träume, benannt)
    • Heroin -> einfaches Derivat des Morphins, dem lediglich zwei Acetylgruppen zugefügt wurden, tritt schneller in das Gehirn über, da die Acetylgruppen die Fettlöslichkeit erhöhen (rascherer Rauschzustand)

 

Literaturverzeichnis
  • Opiatwirkung:
    • Erforschung der Wirkung begann mit der Lokalisation der Schaltstelle, an der das Pharmakon die nachfolgenden Stoffwechselveränderungen in Gang setzt
    • für spezifische Proteinrezeptoren sprach: -> hohe Wirkungsstärke der Opiate bei kleinsten Dosen und -> das Auftreten von Opiatantagonisten, die in der Lage sind die Opiatwirkung in kürzester Zeit aufzuheben, was zu der Vorstellung paßte, daß diese von den Antagonisten von ihren Rezeptoren verdrängt würden.
    • Agonist: Ein Agonist kann also als ein Pharmakon betrachtet werden, dessen Wechselwirkung mit dem Rezeptor eine Folge von Ereignissen auslöst, die die Zellfunktion verändern
    • Antagonist: ähnliche chemische Struktur wie Agonist, hat keine physiologischen Effekte; blockiert vielmehr selektiv und effektiv jede weitere Aktivität des Agonisten
Literaturverzeichnis



  • 1973: Nachweis von Opiat-Rezeptoren mit Hilfe von radioaktiv-markiertem Naloxon w partielle Agonisten/Anagonisten die Natriumbindungstheorie
  • Lokalisation der Opiat-Rezeptoren mit Hilfe von radioaktiv markierten Opiaten, die Ratten intravenös injiziert wurden
  • Areale mit hoher Rezeptordichten: Übereinstimmung der Funktionen dieser Hirnstrukturen mit den wichtigsten pharmakologischen Wirkungen:

 

Lokalisation und mögliche Funktion von Opiatrezeptoren (in Auszügen)
Ort durch Opiate beeinflußbare Funktionen
Rückenmark Laminae I und II (Substantia gelatinosa) Wahrnehmung von Schmerzen auf der Ebene des Rückenmarks
Hirnstamm Substantia gelantinosa des Spinaltraktes des caudalen Trigeminus Wahrnehmung von Schmerzen im Kopf
Kern des Tractus solitarius,
Nucleus commissuralis Nucleus ambiguus
Vagusreflex, Atemdepression, Hustendepression,
Orthostase-Syndrom,
Hemmung der Magensekretion
Locus coeruleus Euphorie
prätektales Gebiet Verengung der Pupille (Miosis)
Dinecephalon lateraler Teil des medialen Thalamuskerns,
innere und äußere thalamische Laminae, intralaminare Kerne,
Nucleus periventricularis thalami
Schmerzwahrnehmung
Telencephalon Amygdala emotionale Effekte
Subfornicalorgan Hormoneffekte
  (nach Snyder 1994)

 

  • 1975: Isolierung der Enkephline als körpereigene Neurotransmitter der Opiatrezeptoren durch HUGHES und KOSTERLITZ
  • im heutigen Gebrauch sind Enkephaline jedoch nur die beiden von HUGHES und KOSTERLITZ isolierten Peptide, als Bezeichnung für endogene morphinähnliche Substanzen wurde der Begriff Endorphine gebildet
  • Entwicklung von suchtfreien Schmerzmitteln mit Hilfe von Endorphine bis jetzt ohne Erfolg

 

  • Opiatsucht:
    • Suchtentwicklung in 3 Stufen:
      • Toleranz: Zustand, der immer höhere Dosen erfordert, um die anfänglich durch eine viel geringere Dosis auslösbaren Wirkungen hervorzurufen
      • Körperliche Abhängigkeit: Zustand bei dem durch plötzliches Absetzten schwere körperliche Entzugserscheinungen auftreten; von gegenteiligem Charakter der Wirkung des Pharmakon; bei Morphin: Depression, Übererregbarkeit und Überempfindlichkeit gegenüber Schmerzreizen
      • Zwanghafte Drogensucht: gekennzeichnet durch Rückfall trotz langem Entzug in geschlossener Anstalt mit sozialer und beruflicher Rehabilitation; sowohl die Möglichkeit eines soziologischen Phänomens aus auch ein biologischer Hintergrund mit physischen Veränderungen wird nicht ausgeschlossen
  • Opioidrezeptoren:
    • drei Opioidrezeptoren sind bekannt: µ, k und d, die unterschiedliche, hauptsächlich zentrale Wirkungen auslösen
    • Ihren Namen leiten sich von den Namen der Substanzen ab, die zur jeweiligen Identifizierung der Wirkung führten (z.B. µ für Morphin, k für Ketocyclacocin)
    • Unterteilung der Opioide in 3 Gruppen nach ihrer Wirkung am Rezeptor:
      • Agonisten ( z.B. Morphin) üben die ihre Wirkungen hauptsächlich am µ-Rezeptor aus
      • Antagonisten wie Naloxon ohne jede agonistische Wirkung an allen Rezeptoren
      • "Mischtyp" mit partieller agonistischer und gleichzeitig antagonistischer Wirkung w
    • Hieraus ergeben sich für die wichtigsten Wirksubstanzen folgende Selektionen der Wirkungen:
      Nalorphin antagon agon + -
Wirksubstanz: µ-Rezeptor: k-Rezeptor: d-Rezeptor:
Morphin agon ++ agon + agon +
Fentanyl agon +++ agon + agon +
Pentazocin antagon agon ++ -
Nalbuphin antagon agon ++ -
Buprenorphin agon antagon -
Nalorphin antagon agon + -
Naloxon antagon antagon antagon
(nach Müller-Schwefe 1998)
  • µ-Rezeptoren: Morphin und andere Agonisten vom Opioidtyp bewirken Analgesie durch Interaktion µ-Rezeptoren. außerdem Euphorie, Bradykardie, Harnretension, Miosis, körperlicher, Abhängigkeit, Atemdepression
  • k-Rezeptor: Bindung erzeugt ebenfalls Analgesie; Ligand-Rezeptorbindung hauptsächlich im Rückenmark; geringere Intensität von Miosis und Atemdepression sowie Effekte der Desorientierung
  • d-Rezeptor: Auswirkung der Stimulation dieses Rezeptors aus Mangel an geeigneten selektiven Liganden nicht mit letzter Sicherheit festgestellt
  • Schwach wirksame Opioide:
    • Codein (Metylmorphin)
    • Dihydrocodein
    • Hydrocodon
    • Dextropropoxyphen
    • Tramadol
    • Tilidin
  • Stark wirksame Opioide:
    • Morphin
    • Heroin
    • Hydromophon
    • Oxycodon
    • Methadon
    • Pentazocin
  • Nebenwirkungen von Opioiden:
    • Obstipation: Laxanzien als obligate Co-Medikation
    • Übelkeit/Erbrechen Sedierung
    • Atemdepression
    • Toleranzentwicklung
 
Quellen und Literatur:
Flöter, T. (Hrsg.) (1998), Grundlagen der Schmerztherapie; Medizin & Wissen Matthee et al. (1996) Loss of morphin-induced analgesia, reward effect and withdrawal symptoms in mice laching the µ-opioid-receptor-gene. Nature 383:819-823 Synder, S. H. (1994) Opiate, in: Chemie der Psyche, Spektrum Verlag, Seiten 39-47

 

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