Das Komplexauge der Insekten:
Im Gegensatz zum Einzellinsenauge des Wirbeltiers besteht das Komplexauge der Insekten aus einer Vielzahl von Einzelaugen (Ommatidien [bis zu 28000]), welche die Umwelt mosaikartig abbilden, jedes Ommatidium bildet dabei einen Einzelpunkt der Umwelt ab. Das Bild des Komplexauge ist im Gegensatz zum Bild eines Linsenauges auch nicht spiegelbildlich, was zu einer schnelleren Bildfrequenz führt woraus auch das gute Bewegungssehen der Insekten folgt.  

Das Auflösungsvermögen ist also von der Anzahl Ommatidien abhängig. Jedes Ommatidium besteht aus einer Linse, dem  darrunterliegendem Kristallkegel, 8 Photorezeptoren, die ringförmig um das Rhabdomer, welches das Sehpigment enthält angeordnet sind sowie den Pigmentzellen, welche jedes Ommatidium von den anderen abschirmt. Jede Sehzelle setzt sich in einem Axon fort. Anders als beim Einzellinsenauge ist das Retinal nicht in Disks gelagert, sondern in einem Saum von Mikrovilli, welche beim geschlossenem Rhobdom fingerartig ineinander „greifen“ (siehe Abbildung unten). Kristallkegeln besitzt hohen Brechungsindex, so dass die einfallenden Lichtstrahlen zum Lot hin gerochen werden, und so auf das stäbchenförmige Rhabdom fallen. Das Komplexauge ist im allgemeinen Lichtschwächer als das Einzellinsenauge der Wirbeltiere, jedoch gibt es zwei Mechanismen die bei einigen Insekten die Lichtstärke des Komplexauges erhöhen: das optische und das neuronale Superpositionsauge. (Den lichtschwächeren Komplexaugentyp bezeichnet man als Appositionsauge). Beim optischen Superpositionsauge (z.B. Mehlmotte)  sind die Kristallkegel nicht von Pigmentzellen abgeschirmt, die Kristallkegel besitzen einen von der Achse zur Peripherie hin abnehmenden Brechungsindex, so dass parallel auf verschiedene Ommatidien einfallende Lichtstrahlen der Art abgelenkt werden, das sie auf ein und das selbe Rhabdom fallen. Beim neuronalen Superpositionsauge (z.B. bei Fliegen) sind die einzelnen Rhabdomere nicht zu einem Rhabdom verschmolzen (offenes Rhabdom), parallel einfallendes Licht wird auf parallel ausgerichtete Rhabdomere verschiedener Ommatidien geworfen, deren Signale dann neuronal verschaltet werden.
Aus: Czihak, G., Langer, H., Ziegler, H. (1981) Biologie
Springer Verlag, Berlin