Zyklusvorlesung "Sinnesphysiologie - vom Ionenkanal zum Verhalten"

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Schmecken
I. Geschmackssinneszellen
II. Geschmacksinformation im Gehirn


Themen:

Chemische Sinne sind anders
 
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Chemische Sinne weisen einige Besonderheiten auf, die sie von anderen Sinnesmodalitäten (Sehen, Hören, Berührungsempfindung) wesentlich unterscheiden. Dazu gehören vor allem folgende Punkte:
  • Die chemorezeptiven Zellen sind nicht sehr selektiv. Sie sind dadurch in der Lage, eine Vielzahl von Geschmacksstoffen (zB Bitterstoffe) oder Duftstoffen zu detektieren.
  • Chemosensitive Zellen haben nur eine relativ kurze Lebenszeit (wenige Wochen) und werden aus Basalzellen nachgebildet. Solch ein regelmäßiger Umsatz von Sinneszellen (im Fall der Riechzellen von Neuronen!) ist bei anderen Sinnesorganen nicht bekannt.
  • Die zentrale Verarbeitung der Geschmacks- und Geruchsinformation erfolgt nicht über getrennte Kanäle. Es ergibt sich daher keine topographische Abbildung der Sinnesinformation im Gehirn.
  • Die Kodierung der chemischen Information erfolgt nicht über einzelne Fasern sondern über das Aktivitätsmuster vieler Fasern in den afferenten Nerven.
  • Die Wahrnehmung chemischer Signale ist mit einer ausgeprägten hedonischen Komponente verknüpft. Es ist praktisch unmöglich, einen Geschmack oder Geruch nicht danach zu beurteilen, ob er angenehm oder unangenehm ist.
  • Es besteht ein starker und unwillkürlicher Zusammenhang von Geruch/Geschmack und Emotionen.
  • Chemische Sinne sind lebensnotwendig.

 

Stephan Frings, Uni Heidelberg,        Abt. Molekulare Physiologie                   Juni 2003                   s.frings@zoo.uni-heidelberg.de